Der Arzt meines Vertrauens

Da sitzt man beim Arzt seines Vertrauens und wartet eine geschlagene Stunde auf die Behandlung.

Mein Blutdruck und mein Puls überschreiten momentan die obere Grenze.

Ich kenne die Ursachen sehr wohl, will jedoch trotzdem beim Arzt die Symptome so schnell wie möglich behandeln lassen, denn es ist ein ständiges Unwohl-sein, das mich plagt.

Anfangs war es so schlimm, dass ich schon das *weisse Licht* auf mich zukommen sah, wenn ich die Augen zu machte. Es fühlte sich an, als ob mein Herz bald aus der Brust springen würde.

Es ist ja nicht so, dass ich Angst vor dem Tod hätte, ganz sicher nicht, jedoch kommt mir der Zeitpunkt einfach ungelegen.

Die wunderbaren Sommerferien sind gebucht, mein Mann erhält endlich die langersehnte Unterstützung im Job und die Kinder sind auf gutem Weg in die Unbeschwertheit.

Also lieber Petrus, knips das Licht schön mal wieder aus! (Tönt vielleicht für manche etwas makaber, ist aber meine Sicht der Dinge)

So sitze ich also im vollen Wartezimmer.

Die Arzthelferinnen tun was sie können und sind freundlich und nett.

Einige Patienten sitzen mürrisch in ihrem Stuhl und geben mit lautem Stöhnen ihren Unmut über die lange Wartezeit bekannt.

Komischerweise sind es die Älteren, die reklamieren.

Es ist interessant zu sehen, wie erzwungene Geduld sich auf die Menschen auswirkt.

Natürlich ist es nicht optimal, wenn man eine Stunde lang warten muss, ich persönlich bin jedoch froh, wenn ich nicht einfach "abgefertigt" werde.

So kann ich auch beobachten, dass die behandelten Patienten entspannt aus dem Behandlungszimmer kommen, sich danach minutenlang noch mit dem Arzt am Empfang unterhalten und danach noch länger mit den Arzthelferinnen einen geeigneten Termin für die Nachbehandlung suchen.

Es sind genau die, die vorher genervt, mit verdrehten Augen und ständigem Nachfragen, wann man denn endlich drankomme, die  sich unendlich Zeit lassen, wenn sie dran sind.

Ich finde es schlimm, so Menschen, die meinen sie seien der Mittelpunkt der Welt und alles müsse sich um sie drehen.

Ein wenig Rücksicht, Geduld und Empathie würde manchen sehr gut tun.

Als ich an der Reihe bin, nimmt sich mein Arzt die Zeit, um nachzufragen, wie es bei mir privat aussieht, er ist ganz bei mir und wir erörtern nicht nur die körperlichen Anzeichen, sondern ergründen die seelischen Ursachen meiner Anzeichen.

Die Symptome kann ich nun mit Tabletten und Tröpfchen mildern, die Ursache dafür, braucht etwas Arbeit an mir selber.

So fühle ich mich gut aufgehoben, beim Arzt meines Vertrauens. denn ich werde behandelt und nicht abgefertigt. Dafür lohnt es sich meiner Meinung nach zu warten. ©

 

Bild von: Doktor Civanim twitter.com

 

 

 

 

 

 

 

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